Grußworte

 

Gewalt gegen Kinder ist allgegenwärtig, vielfältig und ein globales Problem. Auch in Deutschland bietet die Lage weiterhin Anlass zur Sorge. Nach der polizeilichen Kriminalstatistik stieg 2010 die Fallzahl misshandelter Kinder gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent.

In der letzten Zeit wurde häufig über den sexuellen Missbrauch in Heimen, Schulen, Internaten und kirchlichen Einrichtungen berichtet. Doch erleben Kinder Misshandlung und Vernachlässigung vorwiegend im familiären Umfeld. Und dies oft mit gravierenden Folgen: Neben den unmittelbaren und dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen, treten vielfach psychische Entwicklungsstörungen auf. Ebenso können die langfristigen Auswirkungen fatal sein. Überdurchschnittlich viele Erwachsene, die in ihrer Kindheit oder Jugend Gewalt erfahren haben, leiden später an psychischen Auffälligkeiten.

Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten können im Rahmen ihrer Tätigkeit mit vielfältigen Erscheinungsformen von Gewalt gegen Kinder konfrontiert werden. Aber nicht immer sind Misshandlung oder Vernachlässigung des Kindes auf den ersten Blick erkennbar. Um Ärzte für die Folgen von Gewalt stärker zu sensibilisieren, hat der 114. Deutsche Ärztetag gefordert, die "Vielschichtigkeit der Formen und Auswirkungen von Gewalt stärker in den Fortbildungsangeboten zu berücksichtigen".

Es ist zu begrüßen, dass die Initiativen zum Kinderschutz in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen zu einer stärkeren Vernetzung des Gesundheitsbereichs mit der Kinder- und Jugendhilfe geführt haben.

Der überarbeitete und online eingestellte Leitfaden für Nordrhein-Westfalen bietet Ärzten und Psychotherapeuten wertvolle Fachinformationen für die Erfüllung ihrer wichtigen und schwierigen Aufgabe in der täglichen Praxis. Mit dem neuen Baustein "Cybermobbing" befasst sich der Leitfaden erstmals mit einer Form von so genannter "digitaler Gewalt", die besonders häufig unter Kindern und Jugendlichen anzutreffen ist.

Dr. med. Peter Potthoff
Vorsitzender des Vorstandes der
Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein